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Eröffnung Rahel Hirsch Center, CCM

forschung und Klinik unter einem Dach: Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin von BIH und Charité eröffnet

Forschung und Klinik unter einem Dach:
Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin von BIH und Charité eröffnet

Unmittelbar angrenzend an das Charité Bettenhaus Mitte wurde am 19. Januar 2023 das Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin (RHC) im Beisein der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ulrike Gote, sowie der Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Judith Pirscher, eröffnet. Das frühere Gebäude für Operation, Intensivmedizin und Notaufnahme der Charité war bis auf den Rohbau entkernt und umfangreich saniert worden. Es wird künftig gemeinsam vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin für Forschung, Ambulanz und klinische Studien genutzt.

Seit etwas mehr als zwei Jahren sind BIH und Charité miteinander vereint: Das BIH hat als dritte Säule der Charité die Mission, die so genannte translationale Medizin voranzutreiben, bei der Ergebnisse aus dem Labor möglichst rasch in die Klinik zum Nutzen für Patientinnen und Patienten übertragen werden sollen. Nun sind die beiden Partner auch räumlich vereint: Im Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin arbeiten Ärzt*innen der Charité mit Wissenschaftler*innen des BIH unter einem Dach zusammen.

Anlässlich der Eröffnung am 19. Januar 2023 sagte Franziska Giffey, die Regierende Bürgermeisterin von Berlin: „Berlin ist auf dem Weg, eine der führenden internationalen Gesundheitsmetropolen der Welt zu werden. Dafür brauchen wir die enge Verzahnung von Spitzenforschung auf der einen und exzellenter Patientenversorgung auf der anderen Seite. Das neue Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin schafft genau das: In modernsten Klinik-, Labor- und Büroflächen und mit neuesten Technologien verzahnt es auf einzigartige Weise die innovative Forschung des Berlin Institute of Health (BIH) mit der medizinischen Versorgung der Charité unter einem Dach. Ich danke allen Beteiligten für ihren engagierten Einsatz beim Zustandekommen dieses Projekts. Gemeinsam arbeiten wir in Berlin an der Medizin der Zukunft!“.

Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, fügte an: „Die Eröffnung des Rahel Hirsch Centers for Translational Medicine ist ein großartiger Erfolg für den Forschungsstandort Berlin und Deutschland und ein wesentlicher Meilenstein im Bereich der medizinischen Translationsforschung. Als Bundesforschungsministerium haben wir uns zum Ziel gesetzt, Innovation und Transfer zu fördern und zu beschleunigen. Das Rahel Hirsch Center steht als Leuchtturmprojekt exemplarisch für die Umsetzung dieser Ziele im Bereich der Gesundheitsforschung. Denn durch das Zusammenwirken von Charité und dem Berlin Institute of Health (BIH) wird das Motto des BIH ‚aus Forschung wird Gesundheit‘ umgesetzt und so können medizinische Forschung und klinische Versorgung optimal ineinandergreifen."

Berlins Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ulrike Gote, ergänzte: „Mit dem Rahel Hirsch Center ist direkt neben dem Bettenhochhaus der Charité eine einmalige bauliche und innovative Brücke zwischen Spitzenforschung und medizinischer Versorgung entstanden. Wissenschaft und Gesundheit müssen immer zusammen gedacht und gelebt werden. Dafür wird das Center Vorbild und zudem ein wichtiger Faktor in der Gesundheitsstadt Berlin sein. Ich bin sicher: Wir werden schon bald herausragende Beiträge an der Schnittstelle zwischen medizinischer Grundlagen- und anwendungsbezogener Forschung aus diesem Hause sehen. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rahel Hirsch Centers wünsche ich viel Freude und Erfolg bei der Arbeit in diesem hochmodernen und schönen Gebäude.“

Integration des BIH in die Charité wird greifbar
Die Vorstände von BIH und Charité dankten Bund und Land für die großzügige Finanzierung des Bauprojektes: Der ehemalige OP- und Intensivtrakt der Charité war kernsaniert und in ein modernes und großzügiges Forschungs-, Innovations- und Patient*innenzentrum verwandelt worden. Den größeren Anteil des rund 100 Millionen Euro teuren Umbaus übernahm mit 60 Prozent der Bund, 40 Prozent steuerte das Land Berlin bei.

Charité-Vorstandsvorsitzender Professor Heyo K. Kroemer hob hervor: „Die Charité als Universitätsmedizin des Landes Berlin weiß es sehr zu schätzen, dass Berlin die Charité bei diesem richtungsweisenden Bauprojekt unterstützt hat. Die Integration des BIH in die Charité war ein bedeutender Schritt und die Eröffnung des Rahel Hirsch Centers heute ist ein wichtiger Eckpfeiler dieses Zusammenschlusses. Der Bau ist nicht nur durch die räumliche Nähe, sondern auch durch das besondere moderne Konzept ein Symbol für die Synergien zwischen diesen beiden Institutionen."

„Mit dem Rahel Hirsch Center verbessern wir unsere bereits sehr erfolgreiche und richtungsweisende Zusammenarbeit an gemeinsamen Projektlinien. In diesem Gebäude werden sich täglich Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen und Patient*innen begegnen“, blickte Professor Joachim Spranger, Dekan der Charité, in die Zukunft. „Der ständige Austausch von Erfahrungen aus Klinik und Labor befördert die Entwicklung neuer Ideen für noch bessere medizinische Versorgungsmöglichkeiten. Daneben bietet das Berliner Simulations- und Trainingszentrum BeST die Möglichkeit, anhand moderner Techniken und neuer Methoden Behandlungsalternativen möglichst realistisch zu simulieren. So bilden wir hier gleichzeitig die Ärztinnen und Ärzte von morgen aus.“ 

Astrid Lurati, Vorstandsmitglied für Finanzen und Infrastruktur der Charité, lobte insbesondere die konstruktive Zusammenarbeit bei diesem anspruchsvollen Bauvorhaben. „Die Charité hat mit der Sanierung eines maroden Bestandsgebäudes hin zu einem zukunftsfähigen Wissenschafts- und Versorgungsgebäude einmal mehr gezeigt, über welche baufachliche Kompetenz sie verfügt. Auch dieses bedeutende Bauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von ca. 100 Mio. € wurde durch das abgestimmte Zusammenspiel aller Beteiligten trotz erheblicher pandemiebedingter Hürden in Bezug auf Arbeits- und Liefersituationen mit nur leichter Verschiebung jetzt bezugsfertig. Für diese herausragende Leistung gilt allen mein großer Dank.“

Das BIH erhält seine Grundfinanzierung zu 90 Prozent vom Bundesforschungsministerium und zu 10 Prozent vom Land Berlin. Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité, sprach beiden Zuwendungsgebern seine große Dankbarkeit aus. „Wir freuen uns sehr, dass dem BIH mit dem Rahel Hirsch Center nun auf dem Campus Mitte ein echtes Innovationszentrum zur Verfügung steht. Wir fokussieren hier auf Datenwissenschaften und genomische Medizin. Durch die tägliche Begegnung mit Ärztinnen und Ärzten aus den klinischen und ambulanten Bereichen der Charité sowie auch mit Patientinnen und Patienten erhalten unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wertvolle Impulse für ihre Arbeit. Hier wird die Translationale Forschung gelebt, der Austausch zwischen Labor und Klinik ist jederzeit möglich. So wird das Rahel Hirsch Center dazu beitragen, dass aus Forschung Gesundheit wird."

Forschung und Klinik unter einem Dach
Das sechsgeschossige, moderne Forschungsgebäude bietet auf einer Nutzfläche von insgesamt 14.875 Quadratmetern Platz für Forschungsgruppen, Technologieplattformen, Studienzentren und Ambulanzbereiche und ist direkt mit dem Bettenhaus der Charité verbunden. Das BIH zieht mit den Forschungsgruppen des Digital Health Center und der Datenwissenschaften ein. Drei Core Facilities werden die Gruppen bei der Zellforschung, der Genanalyse und der bioinformatischen Auswertung von Daten unterstützen, und bestimmte Bereiche des gemeinsamen Clinical Study Center von BIH und Charité werden ebenfalls im RHC arbeiten. Das Julius Wolff Institut für Muskuloskelettale Biomechanik und Regeneration wird vorübergehend im RHC unterkommen. Die Charité wird die Portalambulanz und die Tagesklinik des Charité Comprehensive Cancer Center sowie die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie mit Operationssälen und dem Hauttumorcentrum im RHC ansiedeln. Auch die Forschungs- und Diagnostikbereiche der Klinik für Neurochirurgie und des Instituts für Neuropathologie ziehen ins RHC.  Im Berliner Simulations- und Trainingszentrum BeST werden Ärzt*innen innerhalb und außerhalb der Charité im Umgang mit Technologien und Verfahren der kommenden Generation geschult.

Rahel Hirsch - die erste Medizinprofessorin Deutschlands
Das neue Zentrum für Translationale Medizin ist – wie schon das Käthe-Beutler-Haus des BIH in Berlin-Buch – benannt nach einer jüdischen Ärztin. Rahel Hirsch, geboren 1870 in Frankfurt, studierte Medizin, wozu sie allerdings 1898 nach Zürich gehen musste, denn in Deutschland war Frauen der Zugang zum Medizinstudium bis 1900 verwehrt. Als erst zweite Assistenzärztin an der Charité entdeckte sie den nach ihr benannten „Hirsch-Effekt": Er beschreibt die Durchlässigkeit der Schleimhaut im Dünndarm, die bewirkt, dass hier feste Nahrungspartikel ins Blut aufgenommen und unverändert über die Niere mit dem Urin wieder ausgeschieden werden. 1908 wurde Dr. Rahel Hirsch zur Leiterin der Poliklinik der Charité ernannt, 1913 erhielt sie als erste Frau in Deutschland (Königreich Preußen) einen Professorentitel in der Medizin. Im Jahr 1933 entzogen ihr die Nationalsozialisten die Kassenzulassung. Als sie 1938 auch noch die Approbation verlor, emigrierte sie nach London, wo sie am 6. Oktober 1953 im Alter von 83 Jahren verstarb.

Dr. Michael Frieser, Administrativer Direktor des BIH, begrüßt die Namensgebung: „Das BIH hat sich vorgenommen, das vorwiegend männlich geprägte Denkmal- und Andenkenwesen weiblicher zu gestalten. Wir möchten neben den zweifelsfrei herausragenden Leistungen von Robert Koch, Rudolf Virchow und anderen großen Medizinern auch Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen würdigen, die in der Medizin oder Forschung bedeutsam waren. Rahel Hirsch hat sich unter schwierigsten Bedingungen sowohl als Ärztin als auch als Wissenschaftlerin behauptet. Von daher passt der Name von Rahel Hirsch hervorragend zum neuen Translationszentrum von BIH und Charité."

In der aktuellen Ausgabe des BIH Podcast erzählt Dr. Benjamin Kuntz aus dem Leben von Professor Rahel Hirsch: https://www.bihealth.org/de/aktuell/wer-war-rahel-hirsch

Über das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH)
Die Mission des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) ist die medizinische Translation: Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung werden in neue Ansätze zur personalisierten Vorhersage, Prävention, Diagnostik und Therapie übertragen, umgekehrt führen Beobachtungen im klinischen Alltag zu neuen Forschungsideen. Ziel ist es, einen relevanten medizinischen Nutzen für Patient*innen und Bürger*innen zu erreichen. Dazu etabliert das BIH als Translationsforschungsbereich in der Charité ein umfassendes translationales Ökosystem, setzt auf ein organübergreifendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit und fördert einen translationalen Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung. Das BIH wurde 2013 gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu zehn Prozent vom Land Berlin gefördert. Die Gründungsinstitutionen Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center waren bis 2020 eigenständige Gliedkörperschaften im BIH. Seit 2021 ist das BIH als so genannte dritte Säule in die Charité integriert, das Max Delbrück Center ist Privilegierter Partner des BIH.

Galerie im Rahel Hirsch Center
Kurzfilm Eröffnung Rahel Hirsch Center