Ausgezeichnet: Städtebauliche Visionen für die Charité-Campi – Wettbewerbliche Dialogverfahren abgeschlossen und Preisträger:innen gekürt
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat ihre drei wettbewerblichen Dialogverfahren für die Entwicklung der städtebaulichen Visionen abgeschlossen. Jetzt wurden die überzeugendsten Konzepte für die drei klinischen Campi ausgezeichnet. Die Aufgabe der interdisziplinären Planungsteams, mit Expertise in Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung war es zum einen, konzeptionelle Ansätze und stadtplanerische Strategien zu entwickeln, die die maximale Bebaubarkeit der Campi ausloten. Zum anderen sollten dabei die architektonischen und funktionalen sowie die freiraumplanerischen und ökologischen Qualitäten kombiniert werden. Zugleich sollten sich die Teams mit dem baukulturell und gartengeschichtlich bedeutenden historischen Erbe auseinandersetzen.
Mit der zukünftigen Campusentwicklung werden Orte für die Ansprüche und Bedürfnisse der Medizin von morgen geschaffen. Die ausgezeichneten Entwürfe bieten zudem eine starke und gleichzeitig sehr respektvolle Auseinandersetzung mit der vorhandenen Architektur und den Besonderheiten des jeweiligen Campus. Die Planungsteams zeigen uns durchdacht und kreativ, wie es gelingen kann, die Charité Stück für Stück moderner zu gestalten.
Die Campusvisionen bilden in ihrer Verschiedenheit selbstverständliche und zukunftsweisende Erweiterungen des Baubestands. Dabei überzeugen die Entwürfe als städtebauliche, architektonische und auch freiräumliche Konzepte. Darüber hinaus sind Denkmalschutz und Nachhaltigkeit integrierte Elemente der Entwürfe, die den Anforderungen in optimaler Weise begegnen.
Überzeugende Konzepte
Für die stadtplanerische Zukunft des Campus Benjamin Franklin (CBF) hat das interdisziplinäre Schweizer Planungsteam Gmür / Schifferli das überzeugendste Entwurfskonzept vorgelegt. Das Team hat zusammen mit Christoph Schläppi auch den Siegerentwurf für den Campus Charité Mitte (CCM) kreiert. Das interdisziplinäre Planungsteam Nickl / Machleidt / Sinai überzeugte mit einer Konzeption für den Campus Virchow-Klinikum (CVK).
Campus Benjamin franklin (CBf)
Der Campus Benjamin Franklin revolutionierte einst die Klinikarchitektur. Nun entwickelt die Charité in Steglitz visionäre Konzepte für den Life-Science-Campus der Zukunft. Der ausgewählte Entwurf, des Planungsteams Silvia Gmür Reo Gmür Architekten und Maurus Schifferli Landschaftsarchitetkur, stärkt dabei die Einzigartigkeit des Campus und schafft mit der Erweiterung die bauliche Grundlage für die komplexen Anforderungen der Medizin von morgen und beschreitet auch architektonisch neue Wege: Das Areal wird als moderner, grüner und nachhaltiger Campus städtebaulich weiterentwickelt. Unter anderem soll ein Hochpunkt am Hindenburgdamm entstehen, der einen neuen städtebaulichen Akzent setzt. Insgesamt werden die Gebäude kompakt im Nordwesten angeordnet und mit dem Hauptgebäude unterirdisch verbunden. Es gibt einen hohen Anteil an natürlich belichteten Räumen und eine hohe Flexibilität in den einzelnen Gebäudestrukturen. Das städtebauliche Konzept thematisiert zudem Nachhaltigkeit, Flexibilität sowie Mobilität und die verkehrstechnische Entflechtung der verschiedenen Zugänge. Gleichzeitig geht das Konzept behutsam mit den wertvollen Grünflächen um. Durch die kompakte Anordnung der Baufelder im Nordwesten kann im Süden eine Parklandschaft entstehen, die sich mit den umgegehnden Grünflächen vm Teltowkanal über den Schlosspark Lichterfelde bis zum Bäkepark verbinden soll. Diese bildet das Herzstück des grünen Campus, der zu einem lebenswerten gesundheitsfördernden Stadtraum modifiziert werden soll. Dies korrespondiert zudem mit dem Anspruch der Charité, bis 2050 klimaneutral zu sein. Die Sichtachse auf das architekturhistorisch bedeutsame Hauptgebäude aus den 1960er Jahren bleibt erhalten.
- Team 1: ADEPT Aps (Kopenhagen, DK), Karres en Brands (Hilversum, NL)
- Team 2: ARGE Henn GmbH + C. F.Møller Danmark A/S (Aarhus, DK), Machleidt GmbH Städtebau + Stadtplanung (Berlin), Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten (Berlin), SHP Ingenieure (Berlin)
- Team 3: ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH (Köln), Ramboll Deutschland GmbH, (Berlin), Arup Deutschland GmbH (Berlin), HDR GmbH, (Düsseldorf), ARGUS Stadt und Verkehr PartmbB (Hamburg)
- Team 4: Silvia Gmür Reto Gmür Architekten (Basel, CH), Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt, (Bern, CH)
- Team 5: MVRDV (Rotterdam, NL), EGM Architecten B. V. (Dordrecht, NL), COBE (Berlin), BOHNZIRLEWAGEN GmbH (Berlin), Dr. Wolfgang Sunder (Braunschweig)
Campus Charité Mitte (CCM)
Der aus dem Verfahren des wettbewerblichen Dialogs hervorgegangene Entwurf, des Planugnsteams Silbvia Gmür Reto Gmür Architekten, Maurus Schifferli Landschaftsarchitektur und Christoph Schläppi, bietet eine einfache Grundstruktur. Diese ordnet das Areal und entwickelt die heute schon ablesbare Dreiteilung konsequent weiter: Klinisches Zentrum im Osten, historische Mitte und westliches „Forschungscluster“. Die Campusvision reagiert sensibel auf den Bestand und schafft spannungsvolle Räume. Das klinische Zentrum bietet dem Bettenhaus in Volumen und Höhe ein Gegenüber. Räumlich wird die Luisenstraße durch die von Süden zum neuen klinischen Zentrum hin ansteigenden Solitärbauten inszeniert. Anhand neuer Plätze an den Eingängen Invaliden- und Luisenstraße tritt der Campus mit seinen einzigartigen Bauten und Freiräumen im Stadtraum in Erscheinung. Die Requalifizierung der historischen Mitte durch Rückbau von Nachkriegsgebäuden und die Wiederherstellung der Freiraumstrukturen setzt die historischen Achsen in Szene und wertet die Räume auf. Dabei setzt sich der Entwurf subtil mit dem historischen Erbe auseinander und überführt es achtsam in ein vielfältiges Raumgefüge. Der 17 Hektar große Campus wird durch seine Lage inmitten hochrangiger Einrichtungen für Wissenschaft und Politik zu einem Wissenschaftsknotenpunkt. Forschung und universitäre Spitzenmedizin werden gestärkt. Entlang der Luisenstraße entsteht ein modernstes Hightech-Klinikzentrum, das sich einerseits als Einheit an städtebaulichen Kanten, Fluchten und Höhen orientiert, sich andererseits gut wahrnehmbar und urban präsentiert. Der historische, denkmalgeschützte Teil wird wiederhergestellt und in seiner Luftigkeit und Attraktivität noch gesteigert. An der Wasserkante an der Seite zum Humboldthafen könnte eine schattige Promenade mit Bäumen und Sitzgelegenheiten entstehen.
- Team 1: Christ & Gantenbein International AG (Basel, CH), Vogt Landschaftsarchitekten AG (Zürich, CH) mit LK Argus GmbH (Berlin) und Transsolar Energietechnik GmbH (Stuttgart)
- Team 2: Silvia Gmür Reto Gmür Architekten (Basel, CH), Maurus Schifferli (Landschaftsarchitekt, Bern, CH) mit Christoph Schläppi (Bern, CH)
- Team 3: Heinle, Wischer und Partner (Freie Architekten GbR, Berlin), Studio Vulkan (Landschaftsarchitektur GmbH, München), yellow z Abel Bormann Koch PartGmbH (Berlin)
- Team 4: KCAP Architects & Planners GmbH (Zürich, CH), Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH mit Lead Consultants AG (Zürich, CH)
- Team 5: Nickl & Partner (Berlin), Machleidt GmbH Städtebau + Stadtplanung (Berlin), SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH (Berlin)
Campus Virchow-Klinikum (CVK)
Das 1906 eröffnete Rudolf-Virchow-Krankenhaus wurde nach den Plänen des damaligen Berliner Stadtbaudirektor Ludwig Hoffmann realisiert: ein modernes Krankenhaus in einer aufgelockerten und durchgrünten Gesamtanlage, die den Anforderungen an den Infektionsschutz und an die allgemeine Gesundheit Rechnung trägt. Die zentrale Mittelallee als grünes Rückgrat, an der sich historisch die Pavillons für die Krankenpflege aufreihten, prägt nach wie vor den Campus. Die Ideen der Jahrhundertwende werden mit dem Gewinnerentwurf des interdisziplinären Planungsteams Nickl & Partner, Machleidt Städtebau + Stadtplanung und SINAI Landschaftsarchitekten in die Zukunft überführt und der historische Campus öffnet sich zur Stadt, mit Grün bis auf die Dächer hinauf und mit viel Platz für exzellente Medizin. Hier werden zukünftig Spitzenzentren der Universitätsmedizin für Kardiologie, Onkologie und Chirurgie gebildet. Das gesamte Campusgelände erhält klar definierte Zonen für optimale Prozessabläufe und eine hohe Aufenthaltsqualität. Als dominierendes Element bleibt die historische Mittelallee mit ihrem alten Baumbestand erhalten, nördlich und südlich davon werden die Klinikbauten für Diagnostik und Therapie sowie Pflege entwickelt. Dazu gehören Innenhöfe und begrünte Dächer. Der Siegerentwurf ermöglicht die Umgestaltung des Areals bei laufendem Betrieb. Neu ist die Ausrichtung zum Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal: Hier wird ein neuer Hauptzugang geschaffen, markiert vom Neubau des Deutschen Herzzentrums der Charité, der durch seine Höhe ins Auge fallen wird. Zudem sieht das Planungsteam des Siegerentwurfs für die Stadt Potenzial in der Neugestaltung des Uferbereichs.
- Team 1: AEP Architekten Eggert Generalplaner GmbH (Stuttgart), asp Architekten GmbH (Stuttgart), Möhrle und Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA (Augsburg)
- Team 2: HDR GmbH (Düsseldorf); Stadt Land Fluss, Büro für Städtebau und Stadtplanung BDA, SRL (Berlin); Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten (München)
- Team 3: Henn GmbH (Berlin) C. F. Møller Danmark A/S (Aarhus, DK), Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten (Berlin)
- Team 4: Nickl & Partner (Berlin), Machleidt GmbH Städtebau + Stadtplanung (Berlin), SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH (Berlin)
- Team 5: RHA Reicher Haase Assoziierte GmbH, Architekten Stadtplaner Ingenieure (Aachen), club L94 Landschaftsarchitekten GmbH (Köln)
Wettbewerbliche Dialogverfahren zur Campusentwicklung
Die Charité hat zwischen 2019 und 2023 drei wettbewerbliche Dialogverfahren zur Entwicklung der städtebaulichen Gesamtkonzepte für die klinischen Campi bis 2050 durchgeführt. Nach dem Dialogverfahren 2020 für den Campus Virchow-Klinikum folgten 2021 die Entwicklung der städtebaulichen Vision für den Campus Benjamin Franklin und 2022 für den Campus Charité Mitte. An dem mehrstufigen Verfahren beteiligten sich zudem die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, das Landesdenkmalamt, die Bezirksämter sowie externe Fachberater:innen. Dabei wurden die Lösungsansätze der interdisziplinären Planungsteams konstruktiv diskutiert und verschiedenste Aspekte der Planungen gemeinsam erörtert. Im Anschluss an die wettbewerblichen Dialogverfahren folgt die Vertiefung der städtebaulichen Gesamtkonzepte. Ziel ist es nun, eine neue Bauleitplanung und Rahmenpläne für die Campusgelände zu erarbeiten, die die Grundlage für die zukünftige bauliche und infrastrukturelle Entwicklung darstellt.
Broschüre (PDF) zum Ergebnis des wettbewerblichen Dialogs am CBF lesen Broschüre zum wettbewerblichen Dialog: CBF Broschüre (PDF) zum Ergebnis des wettbewerblichen Dialogs am CCM lesen Broschüre zum wettbewerblichen Dialog: CCM Broschüre (PDF) zum Ergebnis des wettbewerblichen Dialogs am CVK lesen Broschüre zum wettbewerblichen Dialog: CVK Broschüre (PDF) „Zukunft bauen“ lesen Charité-Magazin: Zukunft bauen Weitere Broschüren (PDF) in der Mediathek einsehen (u. a. zu den Aufgabenstellungen der wettbewerblichen Dialoge) Weitere Broschüren in der Mediathek Zur Pressemitteilung der Charité Zur Pressemitteilung der Charité